Die Geschichte der Karibik ist geprägt von Einwanderung, Versklavung, Verdrängung und Vermischung verschiedenster Bevölkerungsgruppen. Daher sind auch Kultur und Religionen ein Kaleidoskop an verschiedensten Einflüssen.
Obwohl die europäischen Einwanderer größtenteils streng-christlichen Glaubens waren und noch heute viele Karibik-Bewohner christlich oder katholisch sind, gibt es auf den Inseln viele spannende und vor allem ungewöhnliche, spirituelle, afrokaribische Glaubensrichtungen, Ahnenkulte und Zeremonien, von denen die wenigsten Europäer etwas gehört haben.
Am bekanntesten unter den Alternativreligionen ist sicher die Rastarafari-Bewegung auf Jamaica, bekannt geworden durch Bob Marley. Wir stellen die wichtigsten Religionen, teilweise Mischreligionen, der Karibik vor!
Voodoo – vor allem auf Haiti
Die weltweit bekannteste karibische „Religion“ ist „Voodoo“, die viel, aber nicht nur mit Hexerei und Zauberei zu tun hat. Beim „Voodoo“ werden vor allem Genussmittel oder Tiere geopfert. Hauptziel der Opferungen ist die spirituelle Nährung der Loa (verehrter Geist, der den Gläubigen Wünsche erfüllt), aber auch die Ernährung der Gläubigen soll mit den Opferungen gesichert werden.
Voodoo besteht oft Seite an Seite mit dem Christentum, ein sogenannter Synkretismus. Vor allem auf Haiti und der benachbarten Dominikanischen Republik kann man problemlos beide Religionen nebeneinander praktizieren. Hier gibt es Kräuter gegen jedes Leiden und jede missliebige Person oder deren Eigenart, aber auch Voodoo-Puppen, die man mit Nadeln malträtieren kann.
Christentum
Durch den afrikanischen und karibischen Einfluss sind viele christliche Glaubensrichtungen entstanden. Der Großteil der englischsprachigen Inseln gehört protestantischen Religionsgemeinschaften an. Protestantische Inseln haben in der Regel mindestens eine oder sogar eine Vielzahl an methodischen, baptistischen, anglikanischen oder adventistischen Kirchen.
Neben der „Church of God“ gibt es in der Karibik auch viele hinduistische sowie muslimische Moscheen und Tempel.
Die römisch-katholische Kirche ist überwiegend auf den französischen Inseln präsent. Bei den von Katholiken angebeteten Gottheiten handelt es sich in Wirklichkeit um afrikanische Gottheiten. Die Verehrung dieser afrikanischen Gottheiten wurde zwar mit der Versklavung verboten, aber sie wurden, als katholische Heilige getarnt, weiterhin von den Einheimischen verehrt.
Rastafari
Eine weitere, sehr bekannte Religion, die überwiegend auf Jamaika zu finden ist, ist die Rastafari-Bewegung. Sie entstand in den 1930er-Jahren innerhalb der Black-Power-Bewegung. Diese Religion beruft sich auf den letzten Kaiser von Äthiopien, Haile Selassie, der in den Jahren 1916–1930 an der Macht war (sein ursprünglicher Name ist Ras Täfäri Makonnen).
Er wird in vielen Reggae-Songs als Symbol für den heilbringenden, wiederkehrenden Messiahs besungen. Seine Figur steht für die Ablehnung des westlichen Unterdrückungssystems (Babylon) und für die Gleichberechtigung der Schwarzen Bevölkerung. Ziel der Rastafari-Bewegung ist die Heimkehr der versklavten Bevölkerung nach Afrika.
Inwiefern die Bewegung zeitgemäß ist, muss jeder selbst entscheiden. Kritisiert werden an dieser Religion, vor allem in den Reggae-Texten, die stark rückschrittlichen homophoben und sexistischen Elemente.
Bob Marley war der bekannteste Vertreter des Rastafari, der Religion gegen Sklaverei und Rassismus sang. Charakteristisch für die Anhänger sind die Dreadlocks, die als Symbol für den Stolz auf den Heimatkontinent Afrika stehen. Denn die Frisur erinnert an die wilde Mähne eines Löwen.
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Santería auf Kuba
Obwohl im sozialistischen Kuba Atheismus staatlich verordnet war, ließen sich die Einwohner nicht von ihrer Spiritualität abbringen. Die knappe Hälfte der Kubaner ist christlich-katholisch, 35 % sind Spiritualisten und der Rest gehört einer afrokubanisch-christlichen Spiritualität an, der Santería . Die verehrte, afrikanische Gottheit im Santería ist die Orishas mit afrikanischer Herkunft und es gibt noch weitere Schutzgottheiten, die von den Glaubensanhängern verehrt werden.
Viele Schutzheilige des Christentums haben in der Santería einen sogenannten „Deckmann“, um zu Kolonialzeiten den Schein des praktizierenden Katholizismus zu wahren. Offiziell wurde etwa Franz von Assisi verehrt, insgeheim Orunmila, ihre Gottheit der Weisheit. Diese raffinierte Verschleierung der Figuren fiel nicht auf und stört heute weder die Anhänger des Christentums noch der Santería. Unter den Anhängern finden sich oftmals Wunderheilerinnen und Zauberer, die Zukunftsorakel und Krankenheilung praktizieren.
Alternative Religionen auf den karibischen Inseln
- Jamaika, Grenada, Trinidad: Shango-Verehrung in der ursprünglich westafrikanischen Religion der Yoruba
- Grenada und der Nachbarinsel Carriocou: Kumina, Convince-Ritual, Kromanti-Dance, Big Drum Dance (Ahnenkulte)
- Saint Vincent: Shakers /Spiritual Baptists (synkretischer protestantisch-afrikanischer Glauben)
- Saint Lucia: Kélé-Kult (Ahnenkult, bei dem Tiere zu Ehren afrikanischer Götter und Ahnen geopfert werden)
- Jamaica: Revival Zion (formt zusammen mit Pocomania das Great Revival und ist eine Mischung aus afrikanisch-heidnischem Glauben und Christentum. Ihre Rituale beinhalten Singen, Trommeln, Tanzen, Händeklatschen, Trampeln und Stöhnen sowie beten.)